About
Aktuell
Die ursprünglich aus Tirol stammende Kathi Sylvest ist schon früh mit Kunst in Berührung gekommen, schloss eine HTL für Malerei und Restaurierung ab und arbeitete einige Jahre als Theatermalerin, bevor sie sich ihrer eigenen künstlerischen Praxis zuwandte. Feministische Anliegen wie Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Freiheit für alle Menschen finden in ihren farbenstarken und großformatigen Malereien und Installationen Ausdruck. Die Künstlerin kombiniert detaillierte, fast fotorealistische Darstellungen mit Icons, Emojis oder Pixeln, die aus dem Internet bekannt sind. Damit thematisiert sie die Wechselwirkungen zwischen analoger und digitaler Welt, zwischen Screen sowie Handwerk und lenkt den Blick auf unsere schnelllebige, konsumorientierte Gesellschaft. Gelegentlich baut sie weitere Elemente in die teils persönlichen, teils gesellschaftskritischen Narrative ein, zum Beispiel prägnante Schriftzüge, um die Botschaft direkt und klar zu transportieren. Farblich herrscht rosa vor, womit die mit dieser Farbe verbundenen Klischees adressiert und aufgebrochen werden. Rosa ist heute stark weiblich konnotiert, geht oft mit Verniedlichungen einher, doch galt jene Farbe in der Renaissance als Sinnbild des Männlichen. Sylvest transformiert in ihren Malereien die klassische Bedeutung und gibt ihr damit einen neuen Impuls.
Kunst und Leben verschwimmen miteinander, so werden eigene Erfahrungen und der Alltag als junge Frau schnell zum Gegenstand der Malereien. Die Künstlerin portraitiert Menschen, die ihr wichtig sind und, die sie in gewisser Weise beeindrucken bzw. inspirieren. Unter anderem agiert die Wiener Drag Queen, DJane, Modedesignerin und Moderatorin Tamara Mascara als Hauptfigur der neuesten Malerei „Drag is not a crime“. Dieses 5 m lange Bild in Acryl referiert auf die Angriffe, Störungen und Vorfälle von Drag-Shows, die in den USA, aber auch in Österreich immer weiter zunehmen. Tamara Mascara liegt elegant bekleidet auf
einem Sofa, erinnert mit ihrer weißblonden Haarpracht an Marilyn Monroe und blickt den Betrachtenden lasziv, stark und selbstbewusst in die Augen. Die Ausführung des Motivs bezieht sich auf Werbesujets, die den öffentlichen Raum pflastern und erschwert somit die Unterscheidung zwischen Kunst und Reklame. Das Werk ist auch als Intervention gegenüber der heteronormativen Gesellschaft zu verstehen und setzt ein aktives Zeichen gegen das vorhandene Ungleichgewicht.
2023
Text von Paula Marschalek (www.marschalek.art)